Jepp! Da isse…, die kleine Dorfnudel Julia. Mittendrin, in Berlin. In Charlottenburg. Endlich! Okay, mit 33 Jahren vielleicht nicht mehr die Jüngste, um die große, weite Welt zu entdecken. Aber besser spät als nie.

Als die meisten meiner Freunde damals zu studieren begannen und sich deutschlandweit verteilten, bin ich mal lieber in meinem kleinen Dorf geblieben und habe eine Ausbildung gemacht.

Es fiel mir schwer, mich für eine Studienrichtung zu entscheiden. Außerdem war ich schon immer ein Spätzünder. Und ein Freund, der niemals Muttis Rock losgelassen hätte, war da auch noch.

Aber jetzt, jetzt bin ich ja endlich da. Mit einem Glas Sekt in der Hand inspiziere ich nochmal meine Wohnung. Altbau, der Traum jeder Innenausstatterin. Für ein Penthouse hat es nun mal nicht gereicht. Außerdem hat ein Altbau viel mehr Charme. Knarrende Dielen, hohe Decken mit Stuck und ein Berliner Zimmer, sprich, ein Raum, der von drei Seiten begehbar ist, keine Frage, das musste mein Wohnzimmer werden.

Schwupp, durch die große Doppeltür, und schon stehe ich im Schlafzimmer. Ach, sind hohe Decken toll. Vielleicht sollte ich mir einen üppigen Stoffhimmel übers Bett hängen und darüber eine Lichterkette legen. Schön romantisch und kuschelig. Romantisch ist toll, wenn frau es denn mit jemandem teilen kann. Aber da ist keiner, zumindest im Moment nicht.

Na ja, das kann sich schnell ändern. Nur – will ich das jetzt überhaupt? Natürlich ist es zu zweit schöner! Aber allein die Vorstellung, ich hätte in den letzten Tagen mit einem Mann darüber diskutieren müssen, wo welche Lampe hinkommt und wie die Wände gestrichen werden sollen, oder mit welchem Hightechgerät ein einfaches kleines Bild angebracht werden soll, löst bei mir sofort Horrorgedanken aus.

Wieso in aller Welt müssen Männer darüber soooo lange diskutieren?

„Nein Schatz, das Bild hält nicht, wenn wir nur einen Nagel nehmen. Es wird garantiert herunterfallen.“

Und dann geht es los: Bohrmaschine, Dübel, Schrauben, Verlängerungskabel, Leiter, Zollstock, Bleistift, alles wird herbeigeholt. Und das nicht schnell, nein! In aller Ruhe, mit einer Zeichnung und einer Liste, was man alles braucht in der Hand, pendelt er nachdenklich, so, als müsse er den Dieselmotor neu erfinden, zwischen Wohnung und Keller hin und her.

Nach einer gefühlten Stunde stellt sich heraus, dass das gebohrte Loch für den Dübel viel zu groß ist. Und da keine größeren Dübel da sind, muss er noch mal „schnell“ in den Baumarkt fahren…